Massengut-Frachtmotorschiff "Welheim"
Bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) lief am 14. Mai 1939 der im Auftrag der Reederei Hugo Stinnes GmbH mit Sitz in Hamburg auf Kiel gelegte Neubau Nr. 448 unter dem Namen “M.S. Welheim“ vom Stapel.
Das für damalige Verhältnisse modern gestaltete Schiff war speziell auf den Transport von Erzen und Kohle ausgerichtet und hatte acht entsprechende bordeigene Ladekräne an den Luken. Nach Übergabe des mit einem leistungsfähigen 4450 PS Dieselmotor betriebenen Schiffes an die Reederei Stinnes absolvierte es lediglich zwei Fahrten zwischen Hamburg und den USA. Dort lag die “M.S. Welheim“ unmittelbar vor Kriegsausbruch seit dem 25.08.1939 im Hafen von Port Aransas, Texas. Das Schiff wurde eilig nach Deutschland zurückbeordert und lichtete noch am selben Tag den Anker.
Auf der Rückfahrt brach dann der 2. Weltkrieg aus und die Reise wurde für ein deutsches Handelsschiff auf dem Atlantik gefährlich. Die Besatzung tarnte ihr Schiff daher als den ebenfalls 1938 bei der Flensburger Schiffbaugesellschaft gebauten norwegischen Frachter “M.S. MIM“. So gelang die sichere Heimkehr nach Deutschland, wo das Schiff nach dem Passieren der Dänemarkstraße über norwegische Gewässer am 26.09.1939 den Hafen von Nordenham anlief.
Die “M.S. Welheim“ transportierte in den folgenden Jahren zunächst im zivilen Einsatz kriegswichtige Güter zwischen Deutschland und dem von Deutschland besetzten Norwegen. Dann jedoch beschlagnahmte die Kriegsmarine 1944 den Frachter und nutzte ihn als leicht bewaffnetes Transportschiff.
Im Juli 1944 wurde das Schiff bei der Evakuierung von Flüchtlingen in Memel eingesetzt und durch einen Brand beschädigt. Es erfolgte die Reparatur der Schäden.
Am 28.11.1944 war die “M.S.Welheim“ mit 7200 Tonnen Kohle beladen von Bergen kommend und durch die Marineeinheiten V5503, V5312 und R312 gesichert auf der Fahrt in norwegischen Gewässern mit Kurs auf den Hafen des norwegischen Alesund. Zwei norwegische Torpedoboote (MTB 717 und MTB 627) griffen den kleinen Konvoi an. Dem MTB 717 gelang hierbei ein Treffer des Frachters mit einem Torpedo. Die norwegischen Torpedoboote wurden durch die deutschen Geleitschiffe beschossen und beschädigt.
Die Schiffsführung versuchte noch, die nach dem Torpedotreffer sinkende “M.S. Welheim“ in flachen Gewässern bei Vesleskjeret auf Grund zu setzten. Dies gelang zunächst – jedoch rutschte das Schiff nach einigen Stunden ab und sank in tieferen Gewässern. Dort liegt das Wrack noch heute in Tiefen zwischen 36 und 70 Metern und ist ein Ziel für Wracktaucher aus aller Welt.
(Dieses Foto wird hier gezeigt mit freundlicher Genehmigung von: https://www.gulendiveresort.com)
Die Flensburger Werft FSG baute in den 1930er Jahren sechs von insgesamt acht geplanten Einheiten dieses damals zukunftsweisenden Handelsschiff-Typs:
“M.S. Cläre Hugo Stinnes“
Baujahr: 1936
Verbleib: 1944 nach Auflaufen auf eine Seemine vor Norwegen gesunken
“M.S. Johannes Molkenbuhr“
Baujahr: 1936
Verbleib: September 1939 durch Selbstversenkung aufgrund der drohenden Versenkung durch britische Marineeinheiten verloren
“M.S. Mathias Stinnes“
Baujahr: 1937
Verbeib: nach Kriegsende für die Alliierten in Fahrt – zuletzt für die UDSSR – 1975 abgewrackt
“M.S. Mülheim-Ruhr“
Baujahr: 1938
Verbleib: nach Kriegsende für die Alliierten und norwegische Eigner in Fahrt – 1966 für griechische Eigner in Fahrt und nach Feuer im Maschinenraum gesunken
“M.S. Flensburg“
Baujahr: 1942 (Baubeginn war 1939 / Fertigstellung bei Burmeister und Wain in Kopenhagen als “M.S. Albert Jensen“)
Verbleib: 1945 als Flüchtlingsschiff gesunken und später geborgen. Ab Kriegsende für die UDSSR in Fahrt und 1972 abgewrackt
Technische Daten:
Länge: 134,28 Meter / Breite: 18,29 Meter / Höhe: 8,23 Meter / Tiefgang: unbekannt / Antrieb über zwei 8 Zylinder Dieselmotoren von MAN mit inges. 4450 PS / Geschwindigkeit 13 Knoten (Höchst-geschwindigkeit 14 Knoten)
Das Modell: gebaut um 1938 bei Chr. Stührmann, Hamburg im Maßstab 1:100