Passagier-Dampfschiff "Cincinnati"
1908 bestellte die HAPAG zwei große Passagierdampfer für den Nordatlantik mit einer großen Kapazität für Kabinenpassagiere und der Möglichkeit, viele Auswanderer im Zwischendeck zu transportieren. Die "Cincinnati" war das erste Schiff, das die Hamburger Großreederei unter Neubau-Nr. 804 bei der F. Schichau Werft bestellte und bis 1922 das größte von der Werft in Danzig fertiggestellte Handelsschiff. Das Schwesterschiff "Cleveland" wurde bei der Hamburger Werft Blohm & Voss bestellt.
Das Schiff verfügte über die folgenden Passagier-Kapazitäten:
294 - 1. Klasse / 332 - 2. Klasse / 448 - 3. Klasse / 1801 Zwischendeck - zusätzlich Ladekapazität für rund 15000 Tonnen Fracht
Der Stapellauf der "Cincinnati" fand am 24.07.1908 statt - am 27.05.1909 lief das Schiff zu seiner Jungfernreise ab Hamburg über Southampton - Cherbourg nach New York über den Atlantik aus. Die Winter-Route befuhr das Schiff erstmals ab dem 04.10.1910 von Genua aus mit Zwischenstop in Neapel (Italien) nach New York.
Daneben wurde das Schiff auch zu Kreuzfahrten genutzt. Eine Spitzbergen-Kreuzfahrt im Juli 1911 litt allerdings unter sehr schlechten Wetterbedingungen. Die "Cincinnati" geriet teilweise ins Eis und konnte Spitzbergen wegen der Eislage nicht anlaufen. Als Ersatz besuchte sie die Bäreninsel. Auch ein geplanter Landausflug zum Nordkap musste wegen der Wetterbedingungen gestrichen werden. Ein Höhepunkt der Reise war das Zusammentreffen mit der Kaiseryacht "Hohenzollern" vor Bergen, die ganz eng passiert wurde, um Kaiser Wilhelm II. zu grüßen. Mit einigen beschädigten Bodenplatten kehrte die "Cincinnati" nach Hamburg zurück. Am 15. Juli 1912 kollidierte die "Cincinnati" vor dem Kuhwerder Hafen mit dem Schlepper "Michael" der Reederei Petersen & Alpers, der in Folge der Schäden durch den Zusammenprall unterging.
Die Genua-Route befuhr das Schiff zuletzt ab dem 02.04.1913. Die Indienststellung des neuen "Imperator" brachte auf der New-York Route Überkapazitäten mit sich, die die Reedereien vermeiden wollten. Daher folgte ab 21.05.1913 der Einsatz auf der Strecke ab Hamburg nach Boulogne (Frankreich) über Southampton nach Boston. Ab dem 14. Januar 1915 sollte das Schiff von Hamburg aus eine fünfmonatige Weltreise durchführen, wie schon ihr Schwesterschiff "Cleveland" 1912. Auf dieser Reise sollte auch der jüngst fertiggestellte Panamakanal passiert werden. Doch dazu kam es nicht mehr. Der Ausbruch des I. Weltkrieges am 28.07.1914 überraschte das Schiff und seine Mannschaft im Hafen von Boston und verhinderte die Rückfahrt nach Hamburg. Die "Cincinnati" wurde in Boston aufgelegt. Am 06.04.1917 nach Kriegseintritt der USA beschlagnahme schließlich der Zoll im Auftrag des U.S. Shipping Board das Schiff. Somit war es für die Reederei HAPAG verloren und die letzten deutschen Besatzungsmitglieder mussten die "Cincinnati" verlassen. Insgesamt verlor die Reederei HAPAG im I. Weltkrieg rund die Hälfte ihrer Flotte auf diese Weise. Ob noch vorab eine Selbstversenkung des Schiffes durch die Besatzung versucht wurde, ist nicht bekannt. Es mussten durch die Navy jedoch zunächst hinterlassene Schäden am Schiff behoben werden, bevor es am 28.07.1917 von der US Navy als Truppentransporter "Covington" in Dienst gestellt wurde. Ab Mitte Oktober 1917 wurde das Schiff als Truppentransporter zwischen Hoboken und Brest eingesetzt, um Truppen nach Frankreich zu bringen.
Am 10. Mai 1918 fuhr die "Covington" auf ihrer fünften Fahrt nach Europa im ersten US-Konvoi von Truppentransportern mit. Sie verließ zusammen mit dem ehemaligen Hapag-Schiff "President Lincoln" (18084 BRT), der "Rijndam" (ex Holland-America Line, 12527 BRT), der unter britischer Flagge laufenden "Dwinsk" (ex Russian American Line, 8173 BRT) sowie den italienischen Schiffen "Dante Aleghieri" (9754 BRT) und "Caserta" (6847 BRT) New York und traf auf See auf eine Gruppe von Transportern aus Newport News mit den ehemaligen NDL-Schiffen "Princess Matoika" (ex "Princess Alice", 10911 BRT) und "Antigone" (ex "Neckar", 9835 BRT), den US-Schiffen "Pastores" (ex "United Fruit", 7782 BRT), "Wilhelmina" (Matson Navigation Company, 5974 BRT) und "Lenape" (Clyde Line, 3389 BRT), dem ehemals russischen America-Liner "Kursk" (7858 BRT) sowie der italienischen "Duca d´Aosta" (7804 BRT). Diesen größten amerikanischen Truppentransporterkonvoi mit 40000 Soldaten an Bord geleitete der Kreuzer "Frederick" über den Atlantik. Am 20. Mai wurde angeblich ein angreifendes U-Boot gesichtet, das sich als treibender Eimer entpuppte. Am 21. Mai trafen neun Zerstörer aus Brest beim Geleitzug ein und lösten den alten Kreuzer als Sicherung bis nach Frankreich ab. Der Konvoi traf mit seinen 13 Schiffen am Morgen des 24. Mai unbehindert in Brest ein. Auf ihren Rückfahrten wurden dann allerdings die "President Lincoln" durch U 90 als erstes durch die USA beschlagnahmtes Schiff und die "Dwinsk" durch U 151 versenkt.
Am 15. Juni 1918 verließ die unbehindert zurückgekehrte "Covington" zum letzten Mal New York mit 4120 Soldaten für die Westfront. Insgesamt unternahm die "Covington" sechs Fahrten nach Frankreich und beförderte dabei 858 Offiziere und 20.871 Soldaten.
Nach ihrer sechsten Fahrt befand sich die "Covington" am frühen Abend des 1. Juli 1918 auf die Reise westwärts nach Amerika in einem Konvoi mit "Rijndam", "Dante Aleghieri", "Princess Matoika", "Wilhelmina", "Lenape" sowie den ehemaligen NDL-Schiffen "George Washington" (25570 BRT) und "De Kalb" (ex "Prinz Eitel Friedrich", 8865 BRT). Der Konvoi von acht Transportern lief auf Zick-Zack-Kurs, hatte Vorkehrungen gegen deutsche U-Boote getroffen und wurde von sieben in Brest stationierten Zerstörern der US Navy gesichert.
Er befand sich rund 150 Meilen südwestlich vor Brest, als um 21.12 Uhr an der Bordwand des Schiffes ein von dem deutschen U-Boot U 86 abgeschossener Torpedo explodierte und den vorderen Maschinenraum aufriss. Die "Covington" lief zu dieser Zeit als zweites Schiff auf der linken Seite in der ersten Gruppe im Konvoi. Das Schiff verlor an Fahrt und kam zum Stillstand, während der Konvoi sich aufspaltete und zu entkommen suchte. Zum Schutz blieben die Zerstörer "Little" und "Smith" bei dem treibenden Schiff. Die Besatzung der "Covington" bestieg die Rettungsboote; sechs Besatzungsmitglieder waren bei dem Torpedoangriff getötet worden. Die Zerstörer versuchten, durch Wasserbomben weitere U-Bootangriffe zu verhindern und nahmen 770 Schiffbrüchige Personen an Bord. Am nächsten Morgen lag das beschädigte Schiff noch immer mit etwa 40 Grad Schlagseite nach Backbord. Captain Hasbrouck entschloss sich, mit einer kleinen Mannschaft von 25 Personen die "Covington" zu betreten, um sie so seetüchtig wie möglich zu machen. Am Morgen des 2. Juli 1918 erreichten zwei Schlepper aus Brest den Unglücksort und nahmen den Havaristen auf den Haken. Allerdings drang immer mehr Wasser in das Schiff ein und am Nachmittag sank das Schiff auf der Position 47 24N, 7 44W.
(Quellen: Wikipedia u.a.)
Technische Daten:
IMO Nr.: keine / BRT 16339 / Länge: 183,90 Meter / Breite: 19,92 Meter / Tiefgang: unbekannt / Besatzung: 397 / Antrieb über 2 Vierfach-Dampfmaschinen - Gesamtleistung 9300 PS / Geschwindigkeit 15,5 Knoten
Das Modell: gebaut vermutlich 1908 - werfteigener Modellbau im Maßstab 1:100