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Reedereiflagge Norddeutscher Lloyd - HAPAG Lloyd ab 1970


Schnell-/Mehrzweck Fracht-Motorschiff "Holstenstein"

Als Bau Nr. 568 wurde die "MS Holstenstein" am 28.11.1967 an den Norddeutschen Lloyd übergeben durch die Bauwerft, die Lübecker Flender-Werke AG, Lübeck. Nach der für die Bauserie namensgebenden "M.S. Friesenstein", die im September 1967 abgeliefert wurde, war es das zweite von insgesamt sieben Schiffen. Die Neubauten wurden durch die Flender-Werke AG und den Bremer Vulkan 1967-1968 gefertigt und stellten für den Norddeutschen Lloyd die letzten als konventionelle Stückgutfrachter in Auftrag gegebenen Neubauten dar. Vorbild für die Bauserie waren die bereits ab 1965 in Dienst gestellten Schnellfrachter des damaligen Wettbewerbers HAPAG der sog. Westfalia-Klasse (siehe Modell M.S. Hammonia).


Die Friesenstein-Klasse ab 1967 - Norddeutscher Lloyd, Bremen - Zeichnung K.K. Krüger-Kopiske



Durch das Konzept der Schnellfrachter, die mit ihrer hohen Geschwindigkeit von 21,5 Knoten eine erhebliche Verkürzung der Reisedauer ermöglichten, erhoffte sich der Norddeutsche Lloyd, ebenfalls eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit für den Liniendienst nach Fernost zu erreichen und wieder mit der HAPAG gleichzuziehen, mit der man einen Gemeinschaftsdienst nach Ostasien betrieb. Die Planungen zur Friesenstein-Klasse begannen 1965, als erste Erfahrungen mit den neuen Schiffen des Mitbewerbers gesammelt worden waren und die Finanzierung der sieben kostspieligen Neubauten feststand.


Die Friesenstein-Klasse (ab 1970 HAPAG Lloyd) - Zeichnung K.K. Krüger-Kopiske



Herausstechendstes Merkmal der Friesenstein-Klasse waren, neben der außergewöhnlich platzsparend angeordneten und sehr leistungsfähigen Antriebsanlage, die noch kurz vor Baubeginn des ersten Schiffes für den teilweise wachfreien Betrieb ausgelegt worden war, die vielseitigen Ladungseinrichtungen. So waren die Schiffe mit herkömmlichen Ladebäumen und zwei Bordränen (bis zum Umbau 1980) ausgestattet. Außerdem waren alle Schiffe mit einem 80-Tonnen Stülcken Ladegeschirr zur Übernahme von Schwergut ausgerüstet. Weitere Ladungseinrichtungen waren die im Vorschiffsbereich unter den Trockenladeräumen angeordneten Ladetanks für Ölladung.
Bemerkenswert, auch im optischen Sinn, ist die Ausstattung aller Schiffe der Friesenstein-Klasse, mit einem Wulstbug und einem Spiegelheck.

Die beiden Schiffe "M.S. Badenstein" und "M.S. Holstenstein" waren zusätzlich mit Ausbildungseinrichtungen und Unterbringungsmöglichkeiten zur Ausbildung von 18 Kadetten ausgerüstet.


Schon zu Baubeginn der Friesenstein-Klasse wurde der Wandel der Langstreckenlinienverkehre durch die Einführung des Containers deutlich. Dies führte dazu, dass nur kurze Zeit darauf begonnen wurde, den Ostasiendienst auf Containerschiffe umzustellen. Noch bevor sich der Norddeutsche Lloyd zum 1. September 1970 mit der HAPAG zusammenschloss, hatten beide Reedereien jeweils ihre ersten vier Containerschiffe geordert, die in den Jahren 1972/1973 für den gemeinsamen Ostasiendienst der neugegründeten HAPAG-Lloyd in Fahrt kamen. Daher brachte die Hapag-Lloyd die sieben Schiffe ab 1972 vom Fernostdienst in den Südamerikadienst.

Bis Ende der 1970er Jahre wurde die Umwandlung der Hapag-Lloyd zur Containerlinienreederei weiter vorangetrieben.

Vier Schiffe der Friesenstein-Klasse wurden verkauft:
1974 "M.S. Hessenstein" (Bremer Vulkan, Bau Nr. 931 - Übergabe 21.11.1967 - Abbruch 25.09.1987 Kaohsiung, China)

1978 "M.S. Badenstein" ( Lübecker Flender-Werke AG, Bau Nr. 569 - Übergabe 08.01.1968 - Abbruch 29.04.1984 Kaohsiung, China)

1979 "M.S. Sachsenstein" (Lübecker Flender-Werke AG, Bau Nr. 570 - Übergabe 14.03.1968 - Abbruch 31.01.1994 Kaohsiung, China)

1980 "M.S. Bayernstein" (Bremer Vulkan, Bau Nr. 933 - Übergabe 1968 - Abbruch 24.10.1983 Kaohsiung, China )

Die restlichen drei Schiffe
"M.S. Friesenstein" (Lübecker Flender-Werke AG, Bau Nr. 567 - Übergabe 28.09.1967 - Abbruch 12.01.1994 Alang, Indien)

"M.S. Holstenstein" (Lübecker Flender-Werke AG, Bau Nr. 568 - Übergabe 28.11.1967 - Abbruch 11.06.1994 Alang, Indien)

"M.S. Schwabenstein" (Bremer Vulkan, Bau Nr. 932 - Übergabe 01.1968 - Abbruch 31.05.1994 Alang, Indien)

wurden 1980 bei den Thyssen Nordseewerken, Emden zu Semi-Containerschiffen umgebaut. Als erstes Schiff traf am 21. Februar 1980 die "Schwabenstein" zum Umbau in Emden ein. Am 22. April war der erste Umbau abgeschlossen, der Umbau der "Friesenstein" folgte in den Monaten April bis Juni und die "Holstenstein" wurde am 7. August 1980 fertiggestellt. Beim Umbau schnitt man den Rumpf direkt vor dem Aufbau auseinander und setzte eine 14,80 m lange Sektion ein. Diese bildete später den mit Zellengerüsten ausgestatteten Containerladeraum Nummer 5. Zwischen Laderaum 4 und 5 wurde ein 28-Tonnen-Containerkran angebracht. Des Weiteren wurden die Schiffe durch das Anbringen von je 96 Meter langen und zwei Meter breiten seitlichen Anschwellungen um insgesamt vier Meter verbreitert, um die Schiffsstabilität zu erhöhen. Nach den Umbau waren die Schiffe rund zwei Knoten langsamer als vorher und konnten 322 TEU Container im Laderaum und 182 TEU an Deck transportieren.
Die umgerüsteten Schiffe verblieben für die nächsten drei bis vier Jahre auf der Route zwischen Nordeuropa und der südamerikanischen Westküste, dann wurden auch sie verkauft. 


Die Friesenstein-Klasse nach dem Umbau einzelner Einheiten - Zeichnung K.K. Krüger-Kopiske



Auffällig ist, das die vier frühzeitig verkauften Schiffe alle schon nach 15 bis 20 Jahren wieder abgebrochen wurden, während die Nutzungsdauer der modernisierten Einheiten im unteren normalen Bereich lag. Dies lässt sich damit erklären, das die Containerisierung den rentablen Stückgut-Einsatz der technisch aufwändigen Linien-Schnellfrachter bald nicht mehr zuließ, während die nachträglich umgebauten Schiffe für weitere zehn Jahre ihre wirtschaftliche Nische fanden.


Technische Daten:
IMO Nr.: 6721589 / BRT: 10481 / Länge: 161,72 Meter / Breite: 22,50 Meter / Tiefgang: 8,80 Meter / Antrieb über 1MAN Dieselmotor K8Z 86/160E - 18355 PS Leistung/ Geschwindigkeit: 21,5 Knoten / Besatzung: 48 + 12 Passagiere

Das Modell: gebaut 1967 (umgestaltete Schornsteinmarke 1970 wg Fusion NDL - HAPAG) bei Ihlenfeldt & Berkefeld Modellbau, Hamburg im Maßstab 1:100.

Anmerkung: 

Das Modell wurde anlässlich des 100 jährigen Bestehens der damaligen Dresdner Bank AG 1972 durch die Bauwerft (Flender-Werke AG) an die Bank überreicht. Später stand es in der Commerzbank-Zentrale in der Hamburger Innenstadt am Nikolai-Fleet bis zur Räumung des Gebäudes.